Kalettes: Nussiger Mix von Rosen- und Federkohl
Die Kreuzung zwischen Rosen- und Federkohl ist noch so neu, dass es eine Zeit dauerte, bis man sich auf einen Namen e...
In der Gemüse-Hochburg Ried bei Kerzers herrscht reger Betrieb zwischen den Feldern und den Gewächshäusern. Hier treffe ich Rolf Etter in seinem Büro. Gemeinsam mit zwei Partnern führt er eine Betriebsgemeinschaft (BG) für Biogemüse. Die derzeitige Gemüsesaison stellt sie vor grosse Herausforderungen. Mit einem leicht frustrierten Blick erzählt Etter von den schwierigen Bedingungen: «Zuerst war es zu nass, und dann hat uns die Bise alles ausgetrocknet.»
Etter ist nicht nur in der BG tätig, sondern Vizepräsident des Projekts zur Regionalen Entwicklung (PRE) Bio Gemüse Seeland sowie der Bio-Produzentenorganisation Terraviva. Das PRE Gemüse Seeland ist das grösste solche bisher umgesetzte Projekt der Schweiz.
LID: 2021 gestartet, ist das Projekt auf 6 Jahre ausgelegt. Welches erste Fazit können Sie ziehen?
Rolf Etter: Wir sind sehr zufrieden. In der Vermarktung und im Tourismus laufen die Projekte bereits. Im Teilprojekt B2B sind wir am Vorbereiten und wollen es ab 2024 umsetzen. Auch bei unserer Innoplattform laufen die Vorbereitungen. Unser Ziel ist klar: Nach 6 Jahren sollen die Projekte selbständig und gewinnbringend laufen. Das Endresultat sehen wir erst dann.
Wie kam es zur Idee, ein solches Projekt umzusetzen?
Es gab ein ähnliches Projekt der Union Maraîchère de Genève (Anm.: Gemüseproduzentenverband des Kantons Genf). Dort war Jacques Blondin Direktor, der ebenfalls im Verwaltungsrat von Terraviva vertreten ist. Wir verfolgten die Entwicklungen dieses Projekts aufmerksam und erkannten, dass es auch bei uns neue Chancen geben könnte.
Wie sah der Entwicklungsprozess des Projekts aus?
Zu Beginn hatten wir die Vision eines Seeland-Projekts. Auch der Weinbau in der Region Vully war ein Thema, und wir versuchten, diesen einzubeziehen. Ebenso waren konventionelle Landwirtschaftsbetriebe mit an Bord. Am Ende hatten wir ein vielversprechendes Projekt. Bund und Kanton bemängelten aber den Gesamtzusammenhang und lehnten das Projekt in dieser Form ab. Das war eine grosse Enttäuschung für alle Beteiligten, da wir uns sicher waren, dass eine ähnliche Umsetzung wie in Genf auch hier möglich sein würde. Wir standen plötzlich vor dem Nichts.
Aber dann kamen Sie auf das Bio-Projekt.
Wir stellten das neue Projekt bei Bund und Kanton vor und wurden ermutigt, es weiter auszuarbeiten. Die konventionellen Betriebe waren enttäuscht, da sie gerne beteiligt gewesen wären. Wir versicherten ihnen aber, dass wir sie unterstützen würden, wenn sie eine eigenes PRE verwirklichen wollten. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, dass das Projekt vorwiegend auf kantonaler Ebene stattfinden sollte und die Mehrheit der Träger aus dem Kanton Freiburg kommen mussten, da der Kanton finanzielle Unterstützung gewährt. Da Terraviva eine landesweite Produzentenorganisation ist, mussten wir nachweisen, dass die Mehrheit der Waren, insbesondere Frischprodukte, aus dem Seeland stammen. Diesen Nachweis konnten wir erbringen und somit das Projekt erfolgreich umsetzen.
«Ich hoffe, es ist ein künftiges Erfolgsmodell, dass die Kundinnen und Kunden näher mit den Produzenten zusammenrücken statt mit Aktionären von irgendwoher.»
Rolf Etter ist Gemüseproduzent im Freiburger Seeland. Er führt die Betriebsgemeinschaft Bioleguma in Ried bei Kerzers. Etter ist Vizepräsident des PRE Bio Gemüse Seeland sowie der Produzentenorganisation Terraviva und deren Tochter Bio Romandie.
Was läuft im Projekt konkret?
Grundsätzlich haben wir vier Pfeiler. Wir wollen erstens die Infrastruktur verbessern. Die Aufbereitung der Produkte soll zentralisiert stattfinden, statt dass jeder Betrieb selbst eine Verpackungsmaschine betreibt. So können wir Synergien nutzen und rationeller arbeiten. Ein wichtiger Pfeiler sind unsere Kundinnen und Kunden. Der Tourismus zeigt grosses Interesse an unserem Projekt. Während Murten und der Vully im Bereich des Tourismus gut erschlossen sind, gibt es noch weniger touristische Entwicklung im Gemüsesektor. Das bietet uns eine Chance, etwas zu entwickeln. Wir möchten in diesem Bereich etwa mittels Events den Konsumentinnen und Konsumenten zeigen, wie der Bio-Anbau funktioniert, wie produziert wird, wer dahintersteckt und woher die Produkte stammen. Dazu gehört auch, dass wir unsere Produkte in der Gastronomie anbieten. Künftig soll das Label «Passion Seeland biologique» auf Speisekarten zu sehen sein. Schulen und Kantinen sind ebenfalls interessante Märkte, die wir bearbeiten möchten. In diesem Bereich spielt der Kanton eine wichtige Rolle.
Weitere Projekte sind in Vorbereitung?
Ja, bei der B2B-Plattform geht es darum, dass Landwirtschaftsprodukte – nicht nur Gemüse - den Weg zu den Konsumenten finden. Wenn jemand z.B. Bretzeli produziert, kann er dies auf unserer Plattform künftig anbieten. Hofläden, Marktfahrer oder Gastronomie können ihm die Bretzeli abkaufen und so an die Endkonsumenten bringen. Zunächst läuft es über den Zwischenhandel, aber eventuell bauen wir das Projekt später auf B2C aus. Als letzten Pfeiler starten wir eine Innoplattform. Es geht darum, den Produzentinnen und Produzenten einen besseren Austausch für ihr Know-How zu ermöglichen. Ganz egal, ob es um Technik, Pflanzenschutzmittel oder Dünger geht. Anstatt dass jeder in seinem eigenen Betrieb tüftelt, wollen wir bündeln und koordinieren. So nutzen wir Synergien und bringen die Produzenten weiter.
Im Infrastrukturbereich gibt es zwei Bauprojekte, eines bei Terraviva, eines bei Bio Seeland. Wie kommen diese voran?
Wir verloren wegen der Einsprache der Fenaco gegen das PRE und dem anschliessenden Kompromiss rund ein Jahr. Die Preise explodierten. Wir hätten uns gewisse Einsparungen erhofft, die wir nun nicht umsetzen konnten. Aber wir liegen immer noch im Kostenvoranschlag drin. Zumindest einen positiven Aspekt hat die Teuerung. Importholz wurde deutlich teurer und Schweizer Holz deshalb preislich konkurrenzfähig. Nun können wir Schweizer Holz bevorzugen. Das ist natürlich eine sehr schöne Sache.
«Der Tourismus zeigt grosses Interesse an unserem Projekt.»
Ein PRE ist eine aufwändige Angelegenheit. Würden sie es anderen dennoch empfehlen, diesen Weg zu gehen?
Auf jeden Fall. Wer sich dafür interessiert, muss sich der Bedingungen bewusst sein. Bei der Realisierung eines solchen Projekts gibt es klare Anforderungen und Verpflichtungen, die erfüllt werden müssen. Es ist nicht möglich, einfach einen Antrag einzureichen und dann die Hälfte der vereinbarten Massnahmen nicht umzusetzen. Das Projekt wird über einen Zeitraum von 6 Jahren verfolgt, und es ist entscheidend, dass die vorgegebenen Ziele und Kennzahlen jährlich erreicht werden. Sonst bestünde die Gefahr, dass Mittel zurückgezahlt werden müssen. Solche Projekte müssen einen sinnvollen Zweck erfüllen und in verschiedene Richtungen wirken. Es muss nicht jedes Projekt so gross sein wie unseres. Auch kleinere Initiativen können eine positiven Einfluss auf die regionale Wirtschaft haben.
Aber die hohen Investitionen sind ein Risiko?
Für die Landwirtschaft sind Investitionen immer riskant. Wir müssen uns stets weiterentwickeln und produzieren unter teuren und schwierigen Bedingungen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir angemessene Preise erhalten, um solche Investitionen tätigen zu können. Wir haben nun mal nicht dieselben günstigen Bedingungen wie in Italien oder in Spanien. Darüber hinaus gibt es im Ausland verschiedene Programme zur Unterstützung von Infrastrukturmassnahmen, die wir nicht haben. Das verzerrt den Markt und wir müssen mit den günstigen Importen leben. Deshalb bin ich besonders stolz, dass wir mit dem PRE solche Fortschritte erzielt haben. Es ist aber keine leichte Aufgabe, denn die Investitionen müssen wieder erwirtschaftet werden. Ich hoffe, es ist ein künftiges Erfolgsmodell, dass die Kundinnen und Kunden näher mit den Produzenten zusammenrücken statt mit Aktionären von irgendwoher.
«Wir müssen uns stets weiterentwickeln und produzieren unter teuren und schwierigen Bedingungen.»
Die Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE) sollen die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und die regionale Zusammenarbeit fördern. Projekte, die den Bedingungen entsprechen, werden von Bund und Kanton finanziell unterstützt. Voraussetzungen sind:
Eingeführt wurden die PRE 2007. Bisher sind 19 Projekte umgesetzt und 24 befinden sich in Umsetzung. Auf der Website des Bundesamtes für Landwirtschaft gibt es eine Projektübersicht.
Im Rahmen der Verbindung von Tourismus und Landwirtschaft findet am Sonntag, 2. Juli, der erste Bio-Gmüestag statt. Sechs Höfe im Freiburger Seeland öffnen dabei ihre Türen und laden zur Entdeckungstour mit dem Velo ein.
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18. Februar 2025, 9-12 Uhr, Inforama Rütti, Zollikofen BE
18. Februar, 13.30 bis 16.30 Uhr, Inforama Rütti, Zollikofen BE.
4. Februar 2025, 9 bis 12 Uhr, Inforama Rütti, Zollikofen BE
4. Februar, 13.30 bis 16.30 Uhr, Inforama Rütti, Zollikofen BE
2. Dezember 2024, 13.30 bis 16 Uhr, BBZN Hohenrain LU
25. November 2024, 9 bis 12 Uhr, Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Sissach BL
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