Anzahl Betriebe nimmt weiter ab
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Im Jahr 2022 erlebte die Schweizer Landwirtschaft trotz besserer Ernten einen Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens. Die neuste Erhebung des landwirtschaftlichen Einkommens von Agroscope zeigt, dass das Durchschnittseinkommen pro Betrieb auf 79’700 Franken fiel, was einen Rückgang von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dieser Rückgang wurde laut Erhebung hauptsächlich durch stark gestiegene Produktionskosten und niedrigere Preise auf dem Schweinemarkt verursacht.
Der Hauptgrund für den diesjährigen Einkommensrückgang sei definitiv die starke Teuerung der landwirtschaftlichen Produktionsmittel, erklärt Jan Pierrick von der Forschungsgruppe Unternehmensführung und Wertschöpfung bei Agroscope. Eine genaue Quantifizierung des Effektes der Teuerung auf die Entwicklung der Aufwände sei allerdings nicht möglich, da die entsprechende Datenlage fehle. Basierend auf den bestehenden Preisindices des statistischen Diensts Agristat des Schweizer Bauernverbands könne aber abgeleitet werden, wie stark der Teuerungseffekt war, so Jan Pierrick: Der Preisindex für die landwirtschaftlichen Produktionsmittel sei 2022 gemäss Agristat um 9,9 Prozent gestiegen – die Aufwände total seien nur um 4 Prozent gestiegen. «Das weist darauf hin, dass die Betriebe ihren Inputeinsatz mengenmässig substantiell reduziert haben, um dieser starken Teuerung entgegenzuwirken», erläutert Jan Pierrick. Dementsprechend könne schlussgefolgert werden, dass die Zunahme der Aufwände fast ausschliesslich auf die Teuerung zurückzuführen sei.
Obwohl 2022 für den Pflanzenbau, insbesondere Obst-, Wein- und Ackerbau, gute Bedingungen herrschten und der Milchproduzentenpreis sowie die Preise für Geflügel- und Rindfleisch aufgrund knapper Angebote stiegen, litt der Schweinemarkt unter Überangebot und Preisverfall. Auch dies hat laut der Agroscope-Erhebung zu einer insgesamt uneinheitlichen Entwicklung auf der Ertragsseite geführt: Die gesunkenen Preise auf dem Schweinemarkt haben auch zum Einkommensrückgang beigetragen, sind aber doch von deutlich geringerer Bedeutung als die Teuerung der landwirtschaftlichen Produktionsmittel. Und tatsächlich sei beispielsweise die Rindviehhaltung in der Schweiz deutlich bedeutender als die Schweinehaltung. «Nichtsdestotrotz haben die Schweinehalter dieses Jahr massive Einkommenseinbussen erlitten – bei den spezialisierten Schweinebetrieben ist der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft als Vollzeit-Äquivalent um 36,1 Prozent von 91’300 auf 58’300 Franken zurückgegangen», erklärt Jan Pierrick. Trotz dieses starken Rückgangs liege der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft der spezialisierten Schweinebetriebe aber leicht über dem Durchschnittswert aller Schweizer Landwirtschaftsbetriebe.
Dieser Durchschnitt betrug letztes Jahr 56’100 Franken – so viel verdienten die Familienarbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben, was einem Rückgang von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Agroscope-Erhebung zeigt ausserdem, dass der Verdienst je nach Region variierte, wobei er in der Bergregion am stärksten zurückging. «Im Dreijahresmittel von 2020 bis 2022 erzielten die Familienarbeitskräfte in der Landwirtschaft tiefere Löhne als Arbeitnehmende im zweiten und dritten Sektor», so Jan Pierrick. Der Median des Arbeitsverdienstes je Familienarbeitskraft habe in der Tal-, Hügel- und Bergregion im dreijährigen Mittel jeweils 91 Prozent, 65 Prozent beziehungsweise 58 Prozent des Vergleichslohnes*.
Daneben zeigt die Erhebung zum landwirtschaftlichen Einkommen, dass auch das Gesamteinkommen landwirtschaftlicher Haushalte, das sowohl landwirtschaftliche als auch ausserlandwirtschaftliche Einkünfte umfasst, ebenfalls um 0,7 Prozent auf 110’500 Franken sank, wobei das ausserlandwirtschaftliche Einkommen leicht anstieg. Dies deutet laut Agroscope darauf hin, dass landwirtschaftliche Betriebe zunehmend auf zusätzliche Einkommensquellen angewiesen sind, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
*Der Vergleichslohn entspricht dem Medianwert der Löhne aller im Sekundär- und Tertiärsektor beschäftigten Angestellten und umfasst den standardisierten Jahresbruttolohn sowie besondere Vergütungen und den 13. Monatslohn.
Der Bundesrat will aufgrund der angespannten Finanzlage das Agrarbudget 2024 um 2 Prozent senken. Das stösst in er Landwirtschaft auf Unmut, unter anderem, weil die Agrarausgaben im Verhältnis zu den Gesamtausgaben in den letzten 20 Jahren gesunken sind. Das Budget wird aber noch Thema im Parlament sein. Bereits haben die Finanzkommissionen des Ständerates und des Nationalrates beantragt, die Kürzungen deutlich zu reduzieren.
Im Rahmen der Präsentation des Agrarberichts 2023 zeigte Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, Verständnis für die Reaktionen der Landwirtinnen und Landwirte. «Mit der Parlamentarischen Initiative (Anmerkung: Dabei geht es um die Absenkpfade Pflanzenschutzmittel und Nährstoffe) hat man eigentlich mehr Leistungen von der Landwirtschaft verlangt. Es ist dann im Sinne des Verständnisses der Landwirtschaft schwierig, auf der einen Seite gewisse Mehrleistungen zu verlangen, aber auf der anderen Seite entsprechende Mittel zu kürzen», so Hofer. Das habe in der Branche zu einem Unverständnis geführt.
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